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Queersensible Therapie: Ein Recht auf sichere Therapieräume für LGBTQIA+ Personen

Aktualisiert: 29. Nov. 2024



Viele Menschen aus der LGBTQIA+ Community suchen gezielt nach therapeutischer Unterstützung in einem diskriminierungsfreien, verständnisvollen Umfeld. Nicht selten berichten meine Klient_Innen von einem unfreiwillig großen Erfahrungsschatz an negativen und belastenden Erlebnissen im therapeutischen und medizinischen Kontext. Denn Therapeut_Innen ohne entsprechende Sensibilisierung können, trotz guter Absichten, durch Unwissenheit oder in ihnen verwurzelte heteronormative Annahmen, zusätzliche Belastungen schaffen. Queersensible Therapie soll genau diesen sicheren Raum für Öffnung und Veränderung anbieten, den es für diese Zielgruppe braucht. Doch was genau bedeutet dieser Ansatz, für wen ist er geeignet und worauf ist es besonders wichtig bei Therapeut_Innen-Wahl zu achten? 


Was ist queersensible Therapie? 

Queersensible Therapie ist ein therapeutischer Ansatz, der die spezifischen Lebensrealitäten und Identitäten und Herausforderungen von Vertreter_Innen der LGBTQIA+ Community berücksichtigt. Denn zusätzlichen zu üblichen Themen, die Menschen in eine Therapie oder Beratung führen, bringen queere Personen weitere Themen mit, die sie in ihrer Lebensrealität belasten können. Das bedarf einer Orientierung, wie damit umzugehen ist. Darum ist es wichtig, dass Therapeut_Innen fundiertes Wissen zu folgenden Themen mitbringen, sich ständig weiterbilden und vor allem sich selbst reflektieren: 

  • Geschlechteridentitäten und sexuellen Orientierungen 

  • Coming-out-Prozessen und deren Auswirkungen 

  • Minoritätenstress und dessen psychische Folgen 

  • Diskriminierungs- und Ausgrenzungserfahrungen im Alltag 

  • Familiendynamiken in queeren Beziehungen 

  • Alternative Beziehungsmodelle und ihre Gestaltung 

  • Arbeit mit Traumafolgen durch Queerfeindlichkeit 


Vorteile queersensibler Therapie 

Doch wenn eine Therapeut_In oder Berater_In gefunden ist, mit der man eine Zusammenarbeit vorstellen kann, ist ein zentraler Meilenstein für einen wirksamen und sicheren Begleitungsprozess gelegt. Ein queersensibles therapeutisches Setting bietet zentrale Vorteile und kann schnell zur Minderung des Leidensdruckes führen: 

  1. Klient_Innen müssen ihre Identität nicht erklären oder rechtfertigen 

  2. Therapeut_Innen verstehen community-spezifische Themen und Begriffe 

  3. Erfahrungen mit Diskriminierung werden ernst genommen 

  4. Die sexuelle/geschlechtliche Identität wird als selbstverständlich akzeptiert und nicht hinterfragt 

  5. Es gibt Verständnis für alternative Beziehungsmodelle 

  6. Ein sicherer Rahmen entsteht, indem korrigierende therapeutische Beziehungserfahrungen gemacht werden können. 


Wann ist queersensible Therapie sinnvoll? 

Die Frage soll andersherum lauten: wann ist denn nicht sinnvoll? Hier trotzdem ein Paar Beispiele. Besondere Unterstützung kann dieser therapeutische Ansatz während des Coming-out-Prozesses bieten. In dieser sensiblen Phase brauchen viele Menschen professionelle Unterstützung, um den eigenen Weg selbstbewusst zu gehen und mit möglichen negativen Reaktionen des Umfelds umzugehen. Vor allem bei queeren Menschen mit Migrationshintergrund benötigt dieser Schritt eine enorme Sensibilität und eine innere Vorbereitung, die den jeweiligen kulturellen Kontext mitdenkt. 


Auch bei der Identitätsfindung spielt queersensible Therapie eine zentrale Rolle. Ich begleite meine Klient_Innen dabei, die eigene geschlechtliche Identität oder sexuelle Orientierung zu erkunden – ohne Druck, ohne vorschnelle Zuschreibungen, ohne Körperkontakt. Das Verstehen der Komplexität dieser Prozesse und Wissen um die Bedeutung einer wertfreien, akzeptierenden Haltung ist das Herz der queersensiblen Arbeit. 


Beziehungsthemen haben in der queersensiblen Therapie ebenfalls ihren Platz. Ob polyamore Beziehungen, Regenbogenfamilien oder andere Beziehungsmodelle abseits heteronormativer Vorstellungen: Hier finden Menschen Verständnis für ihre individuelle Art zu lieben und zu leben. 


Ein besonders wichtiger Aspekt ist die Aufarbeitung von Diskriminierungserfahrungen. Viele LGBTQIA+ Menschen erleben Ausgrenzung, Ablehnung oder leider leider viel zu viel Gewalt. Diese Erfahrungen können zu einer internalisierten Queerfeindlichkeit führen – also einer nach innen gerichteten Ablehnung der eigenen Identität und der eigenen Community. Das kann zu einem Gefühl von Einsamkeit führen. Queersensible Berater_Innen helfen dabei, diese belastenden Erfahrungen zu verarbeiten und ein positives Selbstbild zu entwickeln. 


Für trans* und nicht-binäre Menschen bietet queersensible Beratung zudem kompetente Begleitung bei allen Fragen rund um die Transition. Von der sozialen Transition im Alltag bis hin zu medizinischen Aspekten: Die Therapeut_Innen kennen die spezifischen Herausforderungen und können fundiert beraten. 


Queersensible Therapie ist also immer dann sinnvoll, wenn Menschen einen Raum suchen, in dem ihre queere Identität als selbstverständlich gilt. Einen Ort, an dem sie nicht erklären oder rechtfertigen müssen, wer sie sind. Hier können sie sich ganz auf ihre persönlichen Themen konzentrieren  und die Beratungszeit maximal für sich nutzen– in dem Wissen, dass ihr Gegenüber ihre Lebensrealität versteht, respektiert und aufrichtig an einer Verbesserung im Leben des Klient_In interessiert ist. 

 

Therapeut_Innen finden 

Bei der Suche nach queersensiblen Therapeut_Innen lohnt es sich Empfehlungen einzuholen und sich zu erlauben auszusprechen, dass man gerade Hilfe sucht. Besonders wichtig und selbstwirksam ist es Vergleichsmöglichkeiten zu haben und mehrere Erstgespräche zu führen, um das passenden Gegenüber für diese intime Arbeit für sich zu finden. Bereite das Erstgespräch sorgfältig vor: formuliere Fragen, die für das Match zwischen dir und deinem/r Berater_In relevant sind. Hör auf dein Bauchgefühl - das liegt selten falsch! Du bist schließlich Expert_In darin schnell einzuordnen, wer dir aufrichtig, offen und authentisch begegnet und wer nicht. Wertvolle Empfehlungen können zum Beispiel hier eingeholt werden:

 

  • LGBTQIA+ Beratungsstellen 

  • Therapeut_Innen-Netzwerke mit Queer-Schwerpunkt 

  • Empfehlungen aus der Community  

  • Explizite Hinweise auf queersensible Arbeit auf Praxis-Websites 

 

Die Suche nach einem queersensiblen Therapeuten braucht Zeit, aber diese Investition lohnt sich und diese sollte man sich nehmen: In einem geschützten therapeutischen Rahmen können queere Menschen ihre Themen offen ansprechen, ohne Vorurteile oder unpassende Pathologisierung befürchten zu müssen. Eine fundierte therapeutische Beziehung basiert auf Verständnis für queere Lebensrealitäten - von Coming-out bis Transition. Ein sorgfältiges Vorgespräch und das Einholen von Community-Empfehlungen helfen, die passende therapeutische Begleitung zu finden. Diese Sorgfalt zahlt sich durch eine nachhaltig unterstützende Therapieerfahrung aus. 


Solltest du Interesse an einer Zusammenarbeit mit mir haben, vereinbare gerne dein kostenloses Erstgespräch. Ich freue mich dir bei deinen Themen eine vertrauensvolle und sichere Wegbegleiterin zu sein.






 
 
 

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